Faserverbundwerkstoffe seit 1985

Polyesterharze

Poly­ester­harz ist das bei weit­em am meis­ten genutzte Sys­tem bei der Her­stel­lung von Faserver­bund­bauteilen, ins­beson­dere in der Yacht­bau-Indus­trie. Ver­wen­det wer­den soge­nan­nte „ungesät­tigte“ Poly­ester­harze; das sind Duro­plas­te, die durch chemis­che Reak­tion vom ursprünglich flüssigen in einen fes­ten Zus­tand übergehen, wenn die richti­gen Bedin­gun­gen für diesen Vor­gang vor­liegen. Demgegenüber gibt es gesät­tigte Poly­ester – wie z.B. Tery­lene – die nicht durch einen der­ar­ti­gen Vor­gang gehärtet wer­den kön­nen. Im all­ge­meinen Sprachge­brauch beze­ich­net man ungesät­tigte Poly­ester­harze meis­tens ein­fach als „Poly­ester“, was strenggenom­men eine unge­naue Beze­ich­nung ist.

Die klas­sis­che, chemis­che Reak­tion ein­er basis­chen mit ein­er sauren Kom­po­nente pro­duziert ein Salz. Ganz ähn­lich entste­ht bei der Reak­tion eines Alko­hols mit ein­er organ­is­chen Säure ein Ester und Wass­er. Wenn man spezielle Alko­hole, wie z.B. Glykol, mit Säuren reagieren lässt, entste­ht ein Poly­ester und Wass­er. Diese Reak­tion, unterstützt durch das Hinzufügen beson­der­er Ver­net­zungs-Monomere, ist die Basis der Her­stel­lung von Poly­ester-Bauteilen. Es gibt eine Vielzahl ver­schieden kom­poniert­er Poly­ester mit den unter­schiedlich­sten Säuren, Glykolen und Monomeren, die alle unter­schiedlich Mate­ri­aleigen­schaften aufweisen.

Man unter­schei­det vor allem zwei gängige Sys­teme: Orthoph­tal­is­che Poly­ester sind die ein­fachen, preiswerten Sys­teme für Bauteile ohne hohe Ansprüche an die Fes­tigkeit. Kommt es auf bessere mech­a­nis­che Eigen­schaften und vor allem gute Wasser­fes­tigkeit an, find­en zunehmend isoph­thalis­che Poly­ester­harze Ver­wen­dung. Grafik 13 zeigt die ide­al­isierte Moleku­larstruk­tur eines typ­is­chen Poly­esters. Man beachte die Posi­tio­nen der Ester-Grup­pen (CO-O‑C) und der reak­tiv­en Bindun­gen (C*-C*) inner­halb der Molekularkette.

Polyester

Die meis­ten Poly­ester­harze sind recht dünnflüssig und klar und beste­hen aus ein­er Lösung von Poly­estern in einem Monomer, meis­tens Sty­rol. Je mehr Sty­rol ein Harz enthält, desto flüssiger wird es und es lässt sich bess­er ver­ar­beit­en. Das Sty­rol ist auch ein wesentlich­er Bestandteil der Reak­tion zu einem fes­ten Pro­dukt, wobei es vor allem für die Ver­net­zung der Polyestermoleküle untere­inan­der zuständig ist, bei der keine flüchtigen Beipro­duk­te entste­hen. Solche Harze kön­nen ohne weit­eres unter Verzicht auf zusät­zliche Verdich­tung (z.B. durch Pressen) im soge­nan­nten Kon­takt-Lamin­erver­fahren ver­ar­beit­et wer­den. Poly­ester­harze haben eine begren­zte Lager­fähigkeit, da sie mit der Zeit auch ohne Zugabe eines Katalysators langsam Ver­net­zen und damit unbrauch­bar wer­den. Man fügt ihnen daher gern soge­nan­nte Inhibitoren hinzu, die diesen Zer­fall verlangsamen.

Um nach der Ver­ar­beitung zu einem Lam­i­nat auszuhärten, wer­den dem Poly­ester­harz weit­ere Kom­po­nen­ten hinzugefügt:

  • ein Katalysator (meis­tens MEK‑P)
  • ein Beschle­u­niger (z.B. Kobalt)
  • weit­ere Addi­tive wie: Thixotropier­mit­tel, Pig­mente, Füller oder Brandhemmer

Der Her­steller liefert das Harz in sein­er reinen Form oder mit einem Teil der oben angeführten Addi­tive bere­its beigemis­cht. Die chemis­che For­mulierung des Harzes kann indi­vidu­ell auf die Erfordernisse und beson­deren Ansprüche des Kun­den zugeschnit­ten wer­den, so dass vor Ort nur noch der Katalysator zur Aus­lö­sung der Här­tungsreak­tion hinzugefügt wer­den muss. Wie bere­its erwäh­nt, poly­merisieren Poly­ester­harze mit der Zeit auch ohne den Katalysator; dieser Prozess dauert allerd­ings so lange, dass für einen rationellen Pro­duk­tion­sprozess in jedem Fall Katalysator und meis­tens auch Beschle­u­niger erforder­lich sind. Der Katalysator wird dem Harz erst unmit­tel­bar vor Beginn des Her­stel­lung­sprozess­es – beispiel­sweise eines Laminier­vor­ganges – hinzugefügt.

Der Katalysator nimmt an der chemis­chen Reak­tion nicht teil, son­dern set­zt nur den Reak­tion­sprozess in Gang. Durch das Hinzufügen eines Beschle­u­nigers zum Harz wird dessen Reak­tiv­ität so eingestellt, dass eine Reak­tion bei nor­maler Arbeit­stem­per­atur (20°C) stat­tfind­et bzw. in der gewünschten Geschwindigkeit abläuft. Da diese Beschle­u­niger auf das nicht katalysierte Harz keinen chemis­chen Ein­fluss haben, wer­den sie dem Harz von Her­steller in der Regel schon vor der Ver­ar­beitung beigemis­cht; man spricht dann von vorbeschle­u­nigten Harzen. Die Molekülketten von Poly­ester sehen wie fol­gt aus (Grafik 14), wobei „B“ jew­eils eine reak­tive Stelle im Molekül ist.

Schematische Darstellung Polyester
Durch das Hinzufügen von Sty­rol („S“) und die Anwe­sen­heit eines Katalysators entste­hen hochkom­plexe Bindun­gen zwis­chen den Polyestermolekülen, wobei jew­eils das Sty­rol als Bindeglied ein­tritt (Grafik 15). Der Katalysator ist nicht dargestellt, da er nicht Bestandteil des aus­ge­härteten Pro­duk­tes ist.
gehaertetes Polyester

Das Poly­ester­harz ist nun aus­ge­härtet und damit chemisch sta­bil und von fes­ter, har­ter Kon­sis­tenz. Der stattge­fun­dene Ver­net­zung­sprozess wird als Poly­meri­sa­tion beze­ich­net; er ist nicht reversibel. Die „Seite-an-Seite“ Anord­nung der ver­net­zen Moleküle ver­lei­ht dem aus­ge­härteten Mate­r­i­al recht spröde Eigen­schaften; die Folge ist die Ten­denz von Poly­ester­lam­i­nat­en, unter Ein­wirkung von dynamis­chen Las­ten leicht zu brechen.

Die Vor­bere­itung der Sys­temkom­po­nen­ten zum Mis­chen erfordert große Sorgfalt. Das Harz und alle Addi­tive müssen vor Zugabe des Härters gründlich durchgerührt („homogenisiert“) wer­den. Dabei darf keines­falls Luft mit untergerührt wer­den, da sich Lufteinschlüsse im Lam­i­nat fatal auf dessen Fes­tigkeit auswirken. Auch die kor­rek­te Dosierung des Katalysators ist wichtig; zuviel davon ergibt eine zu kurze Gelierzeit, zu wenig bedeutet eine nicht voll­ständi­ge Durch­här­tung des Sys­tems. Bei­des ist auf jeden Fall schädlich für die Qual­ität des Endproduktes.

Poly­ester­harz kann mit­tels Pig­menten einge­färbt wer­den. Obwohl in der Regel nicht mehr als etwa 3 % davon beigemis­cht wer­den, sollte die Eig­nung des jew­eili­gen Pig­mentes für das Harzsys­tem vorher geprüft wer­den; ungeeignete Pig­mente kön­nen zu ein­er drama­tis­chen Ver­schlechterung der Lam­i­nateigen­schaften führen.
Aus den unter­schiedlich­sten Gründen wer­den Poly­ester­harze gern und häu­fig mit Füllstoffen mod­i­fiziert. Die wichtig­sten Gründe sind:

  • Reduzierung der Laminatkosten
  • Erle­ichterung der Verarbeitung
  • Verän­derung der physikalis­chen bzw. mech­a­nis­chen Eigenschaften

Manche Füller wer­den mit bis zu 50 % des Harzgewicht­es dosiert, obwohl ihre Zugabe die Zug- und Biege­fes­tigkeit des Lam­i­nates erhe­blich reduziert. Der Ein­satz von Füllstoffen kann sin­nvoll sein, wenn z.B. mas­sive Bere­iche ver­gossen oder beson­ders dicke Lam­i­nate hergestellt wer­den sollen, bei denen son­st erhe­bliche, exother­mis­che Reak­tio­nen zu erwarten sind. Andere Füllstoffe verän­dern das Brand­ver­hal­ten des End­pro­duk­tes und ermöglichen so die Her­stel­lung von Bauteilen für brandge­fährdete Bere­iche, z.B. im Innen­raum von Schif­f­en oder Bahnwaggons.

 

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